Vajrayana-Buddhismus

Samstag, 10. Januar 2009

Grundlagen des Vajrayana-Buddhismus, Modul 2

Modul 2 findet am 23. bis 25. Januar in Göttingen statt.

Themen des 2. Moduls:

Religionsgeschichte Tibets I:
Überblick zur Bönreligion;
Nyingma, die alte Schule des tibetischen Buddhismus;
Unterscheidung der 4 Schulen des tibetischen Buddhismus anhand des Blickwinkels ihrer Erklärungen;

Über die Annäherung an die Belehrungen;
die vier Grundgedanken: Der kostbare Menschenkörper, die Vergänglichkeit, das Karma, das Leiden in Samsara;

Die drei Stufen in der Entwicklung von Erkenntnis;
die drei Gebiete der Untersuchung;
die drei Wege des Beseitigens von Zweifel;
Shravaka-Meditation über die Abwesenheit eines Selbst



Kursplan:

Freitag 19.00 Uhr
Wir beginnen mit einem gemeinsamen Abendessen. Da einige von uns bis in den Abend arbeiten müssen, können wir auf diese Weise den Kursbeginn flexibel gestalten und für ein entspanntes Ankommen sorgen. So beginnen wir mit einer Gesprächsrunde.

Ab ca. 20.00 – ca. 22.30 Uhr
Rezitation der allgemeinen Zufluchtnahme; kurze gemeinsame Praxissitzung mit Mantrarezitation; über die rechte Motivation; über das rechte Hören; Religionsgeschichte Tibets I: Überblick zur Bönreligion und Nyingma, die alte Schule des tibetischen Buddhismus; Unterscheidung der 4 Schulen des tibetischen Buddhismus anhand des Blickwinkels ihrer Erklärungen; abschließender Gesprächskreis

Samstag 9.30 – ca. 12.30 Uhr
Rezitation der allgemeinen Zufluchtnahme; kurze gemeinsame Praxissitzung mit Mantrarezitation; über die rechte Motivation; über das rechte Hören; über die Annäherung an die Belehrungen; die vier Grundgedanken: Der kostbare Menschenkörper, die Vergänglichkeit, das Karma, das Leiden in Samsara; Gesprächsrunde; zwischendurch eine kurze Kaffeepause

Ab 12.30 Uhr Mittagspause
Ich werde eine Gemüsesuppe vorbereiten. Darüber hinaus möchte ich Euch bitten, Euch hinsichtlich der Malzeiten zu koordinieren und Brot, Brotaufstrich, Käse, Marmelade o.ä zu besorgen.

Ab 14.30 Uhr
Gemeinsame Mantrarezitation; über die drei Stufen in der Entwicklung von Erkenntnis; über die drei Gebiete der Untersuchung; über die drei Wege des Beseitigens von Zweifel; Shravaka-Meditation über die Abwesenheit eines Selbst I; Mantrarezitation; ab ca. 17.45 Uhr abschließende Gesprächsrunde

ca. 18.30 Uhr
Abendessen; Shravaka-Meditation über die Abwesenheit eines Selbst II; danach ggf. offener Kreis bei Heißgetränken und Gebäck, in dem wir uns über die Themen des Nachmittags unterhalten können

Sonntag 9.30 – ca. 13.30 Uhr
Rezitation der allgemeinen Zufluchtnahme; kurze gemeinsame Praxissitzung mit Mantrarezitation; über die rechte Motivation; über das rechte Hören; Shravaka-Meditation über die Abwesenheit eines Selbst III; abschließende Gesprächsrunde; Ausblick

Freitag, 21. November 2008

Grundlagen des Vajrayana-Buddhismus

vajra-03

Am Wochenende des 07. - 09 Novembers startet ein systematischer Kurszyklus zu den Grundlagen des Vajrayana-Buddhismus. Beginn des ersten Kursmoduls ist Freitag, 07. November, um 18.00 Uhr.

In Absprache mit S.E. Ontul Rinpoche sind insgesamt zwölf aufeinander aufbauende Wochenenddseminare geplant, die für alle Interessierten offen sind. Der Turnus der Kursblöcke ist, den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Gruppe entsprechend, monatlich oder vierteljährlich. Im Rahmen des Kurses sollen neben den historischen, philosophischen und psychologischen Grundlagen auch die der Meditation erlernt werden. Hierzu werden Mantras übertragen, die ein Wachstum der Verständniskapazitäten bewirken und der inneren Balance und Stabilisierung dienen. Bei Bedarf besteht auch die Möglichkeit, die Leseübtertragung einer Praxis der grünen Tara zu erhalten und diese Meditation zu erlernen.

Die Inhalte der Lehren und Praktiken des Buddhismus sind umfangreich und komplex. Die Fülle der Themen und der Reichtum der Terminologie sind für Buddhismus-Interessierte, wie auch manchmal für Buddhisten selbst schwer überschaubar. Der Studienkurs soll mit modernen didaktischen Mitteln systematisch die philosophische Basis des Vajrayana-Buddhismus erschließen. Der Kurszyklus wird mit einer halbjährlich sich wiederholenden Einführung beginnen, die auch für Neueinsteiger und Interessierte geeignet ist.

Ziel des Grundlagenkurses ist eine solide Gesamtschau der Schulen und Lehren des so genannten tibetischen Buddhismus, wie die Schaffung einer stabilen Verständnisbasis für die weiterführenden Lehren und Praktiken des Dzogchen und Mahamudra. Bis zum dritten Kursmodul ist ein Quereinstieg nach Absprache möglich. Die einzelnen Module werden als monatliche oder vierteljährliche Wochenendseminare angeboten.

Buddhistische Wahrheiten und Einsichten erkennen und erleben zu lernen, setzt ein Grundlagenwissen voraus, das es, einer Wegekarte gleich, dem Suchenden ermöglicht, seinen Weg der Einsicht zu finden und zu gehen, ohne den die Essenz der buddhistischen Lehre dem Auge und dem Herzen verborgen bleiben muss.

Die buddhistischen Lehren bilden ein umfangreiches und tiefgründiges Schulungssystem, in dem sich Gehörtes und Erfahrenes, Erlebtes und Gelerntes, Individuelles und Gemeinsames gegenseitig unterstützen. Im Rahmen des Grundlangenkurses werden wir grundlegende philosophische Themen behandeln und üben, sie mit unseren alltäglichen Aktivitäten zu verbinden. Wir meditieren, um einen Einblick in das Wesen der Wirklichkeit und die Natur des Geistes zu erhalten. In tantrischen Meditationen erleben wir, wie negative Geisteszustände wie Ängste, Ärger und Verzweiflung im Lichte der „reinen Sichtweise“ aufgehen und uns Kraft geben, anstatt uns zu behindern und zu bedrücken. Über diese Eindrücke werden wir uns austauschen und so, den Erfahrungen gemeinsam nach-denkend, ihr Verständnis vertiefen. Schließlich werden wir mit unserem je eigenen Erfahrungswissen die philosophischen Themen, von denen wir ausgingen, bereichern können.

Das erste Kursmodul bietet eine sowohl theoretische als auch praktische Einführung in die Grundlagen der Meditation, einen Überblick über die Geschichte des Buddhismus im Allgemeinen und die verschiedenen Schulen des tibetischen Buddhismus im Besonderen. Wir werden in die vier Edlen Wahrheiten eindringen und wir werden uns, anhand des Bhavacakra, mit der Lehre vom abhängigen Entstehen allen Daseins beschäftigen. Auf diesen Grundlagen dann werden wir die Welt des Samsara, das Nirvana, das Karma, die Leerheit aller Wesen und Dinge und die Lehre von den Skandhas als Bedingungen unseres Daseins zu verstehen beginnen.

Als umfassende Einführung gestaltet, vermittelt der Anfängerkurs zudem sowohl Überblick als auch einen tiefen Einblick in den gesamten Verlauf des Kurses.

Ohne eine gute Basis gibt es keine gute Praxis. Ohne eine solide Wissensgrundlage zeitigt die Praxis nicht den erstrebten Erfolg.


Weitere Informationen und Anmeldung: o.ohanecian@hotmail.de
Kursgebühr / Person und Kurseinheit: Bei Voranmeldung bis drei Wochen vor Kursbeginn 150,- Euro / Person und Kurseinheit + Spesen, danach 200,- Euro / Person und Kurseinheit plus Spesen; nach Absprache Ermäßigungen für Schüler, Studenten, Arbeitslose u.ä. möglich.


Themenüberblick:

Einleitung
A. Historischer Hintergrund

1. Historischer Überblick
1.1 Die Anfänge des Buddhismus
1.1.1 Buddhas Erscheinen – die historische Situation
1.1.2 Das Leben des Buddhas
1.2 Vom Hinayana zum Mahayana
1.2.1 Konzile und Spaltungen
1.2.2 Der Pali-Kanon
1.2.3 Die Entwicklung der Yanas
1.3 Vajrayana
1.3.1 Die indischen Mahasiddhas
1.3.2 Die erste Ausbreitung des Buddhismus in Tibet
1.3.3 Die zweite Ausbreitung des Buddhismus in Tibet
1.4 Allgemeine Charakteristika des Vajrayana
1.4.1 Grundlagen
1.4.2 Die wichtigsten Schulen
1.4.3 Konflikte zwischen den Schulen und ihre Bedeutung für die politische Geschichte Tibets
1.5 Die wichtigsten Schriftengattungen
1.5.1 Sutras
1.5.2 Tantras
1.6 Einführung in die Ikonographie


B. Philosophische und praktische Grundlagen

1. Einführung in die Praxis buddhistischer Meditation

2. Über die Sichtweisen und die Grundgedanken
2.1 Über die Art und Weise, buddhistische Belehrungen zu hören
2.2 Der Buddhadharma
2.3 Die Merkmale weltlicher Sichtweisen

3. Die drei Schulungen als Grundlage der Praxis
3.1 Studium der verschiedenen Wissensfelder
3.1.1 Die zwei Wahrheiten nach Nagarjuna
3.1.2 Ein schwieriger, aber wichtiger Begriff: Leerheit
3.1.2.1 Shravaka
3.1.2.2 Cittamatra
3.1.2.3 Svatantrika-Madhyamaka
3.1.2.4 Prasangika-Madhyamaka
3.1.2.5 Madhyamaka Shentong
3.2 Die vier Grundgedanken
3.3 Die sieben Geistesschulungen

4. Die Übung ethischen Verhaltens
4.1 Was ist eine negative Handlung? Eine Definition
4.2 Die zehn unheilsamen Handlungen
4.3 Die Anhäufung negativen Karmas
4.4 Über die zwei Arten negativer Handlungen
4.5 Die fünf Handlungen mit sofortigem Ergebnis
4.6 Die fünf ähnlichen Handlungen
4.7 Die vier schwerwiegenden Handlungen
4.8 Die acht entgegengesetzten Handlungen
4.9 Die Ergebnisse der negativen Handlungen
4.10 Wie heilsames Handeln entwickelt wird
4.11 Die Ergebnisse heilsamen Handelns

5. Anstand, Zurückhaltung und die Entwicklung des Vertrauens
5.1 Der Sinn von Anstand und Zurückhaltung
5.2 Die Notwendigkeit, das Vertrauen zu entwickeln
5.3 Die verschiedenen Arten des Vertrauens

6. Über den Meister
6.1 Die verschiedenen Arten von Meistern
6.2 Den Meister prüfen
6.3 Wie man die Befähigung erlangt, einem Meister zu folgen
6.4 Wie man die Befähigung erlangt, Wissen und Weisheit des Meisters zu erlangen
6.5 Die Notwendigkeit, vorbildlichen Gefährten zu folgen
6.6 Die Notwendigkeit, schlechte Gesellschaft zu meiden
6.7 Gutes entsteht, wenn schlechte Gesellschaft gemieden wird

7. Über die Zuflucht
7.1 Die Bedeutung der Zuflucht
7.1.1 Äußere Zuflucht
7.1.2 Innere Zuflucht
7.1.3 Geheime Zuflucht
7.2 Die Übung der Zuflucht
7.3 Wie Zuflucht genommen wird

8. Bodhicitta entwickeln
8.1 Drei Arten, Bodhicitta zu entwickeln
8.2 Zwei Unterteilungen von Bodhicitta
8.3 Zwei Arten von Bodhicitta
8.4 Die Entwicklung des relativen Bodhicittas
8.5 Bodhicitta der Absicht: Die vier Unermesslichen
8.6 Bodhicitta der Anwendung: Die sechs oder zehn Paramitas

9. Die drei Dharmas des Pfades
9.1 Das Sutra mit philosophischen Merkmalen in essentieller Form
9.2 Das geheime Mantrayana

10. Die Schulen und ihre Doktrinen: Ein detaillierter Überblick
10.1 Nyingma
10.2 Kagyü
10.3 Sakya
10.4 Kadam
10.5 Jonang
10.6 Gelug
10.7 Exkurs über Bön

11. Ermächtigungen und Gelübde

12. Energiebegriff und buddhistische Dämonologie

13. Grundlagen der tantrischen Meditation

14. Verhalten



Kursleiter:
Oliver Ohanecian, M.A., geboren 1967; Studium der Ethnologie, Religionswissenschaft und Iranistik, trauertherapeutische Ausbildung; Autor, Referent und Trauerbegleiter; leitet Seminare, Arbeitskreise und Meditationen.

Studium des Buddhismus allgemein seit 1987, zunächst privat, dann im Rahmen der akademischen Ausbildung und schließlich unter verschiedenen tibetischen Lehrern;

Allgemeine Zufluchtnahme zunächst bei Geshe Thubten Ngawang; Schüler von Chögyal Namkhai Norbu, Chhimed Rigdzin Rinpoche, Ontul Rinpoche, Dzogchen Ganor Rinpoche, Dr. Nida Chenagtsang und Jetzunma Sakya Kushog.

Sonntag, 2. November 2008

Grundlagen des Vajrayana-Buddhismus - Modul 1

Kursplan zu Modul 1 07. – 09. November 2008


Freitag 19.00 Uhr
Wir beginnen mit einem gemeinsamen Abendessen. Da einige von uns bis in den Abend arbeiten müssen, können wir auf diese Weise den Kursbeginn flexibel gestalten und für ein entspanntes Ankommen sorgen. Dabei machen wir dann auch eine Vorstellungsrunde.

Ab ca. 20.00 – ca. 22.00 Uhr
Einleitung; über die rechte Motivation; Überblick über den Grundlagenkurs; Ist Buddhismus Religion?; Überblick zu den buddhistischen Textgattungen und Quellen; erster Historischer Überblick zur Geschichte und Verbreitung des Buddhismus; erster historischer Überblick zur Geschichte des so genannten tibetischen Buddhismus und seiner Schulen; abschließender Gesprächskreis

Samstag 9.30 – ca. 12.30 Uhr
Gesprächsrunde; Einführung in die buddhistische Meditation mit praktischen Übungen; Lung für Mantras und Erklärungen dazu; zwischendurch eine kurze Kaffeepause

Ab 12.30 Uhr Mittagspause
Ich werde eine Gemüsesuppe vorbereiten. Darüber hinaus möchte ich Euch bitten, Euch hinsichtlich der Malzeiten zu koordinieren und Brot, Brotaufstrich, Käse, Marmelade o.ä zu besorgen.

Ab 14.30 Uhr
Gemeinsame Mantrarezitation; Bhavachakra – das Rad des Werdens; die drei Geistesgifte: Gier, Hass, Verblendung; Karma; die sechs Daseinsbereiche; der Konditionalnexus; die vier edlen Wahrheiten und der edle achtfache Pfad; die fünf Skandhas und Einführung in die buddhistische Elementelehre; Mantrarezitation; ab ca. 17.45 Uhr abschließende Gesprächsrunde

ca. 18.30 Uhr
Abendessen; danach ggf. offener Kreis bei Heißgetränken und Gebäck, in dem wir uns über die Themen des Nachmittags unterhalten können

Sonntag 9.30 – ca. 12.30 Uhr
Kurze Gesprächsrunde; gemeinsame Mantrarezitation; Einführung in die Leerheitsphilosophie und die Lehre vom Nicht-Selbst; die sechs Paramitas; abschließende Gesprächsrunde; Ausblick

Freitag, 6. Juni 2008

Was ist Leerheit?

Die wichtigste Grundlage des Mahayana-Buddhismus, bildet der Terminus Shunyata. Er setzt sich zusammen aus dem Wort shunya, was "leer", "offen", "inhaltlos" und "nichts" bedeutet, mit dem Suffix -ta, was als "-heit" oder "-keit" übersetzt wird. Shunyata ist die Leerheit, die Offenheit, die Nicht-Dingheit der Phänomene. Dies meint nicht, wie es in Europa oft falsch interpretiert wurde und wird, das hier von einem Vakuum oder einem Nichts die Rede ist. Vielmehr muss eine passende Gegenfrage lauten: Leerheit von was? Es ist die Leerheit von Begriffen, geistigen Konstruktionen und Projektionen. Leerheit ist das, was ist, nur frei von Begriffen, Kategorien, Wertungen etc.

Dem Begriff der Leerheit steht der Begriff der Dinghaftigkeit oder inhärenten Eigenexistenz gegenüber. Dieser Ausdruck bezeichnet die Tendenz, die Phänomene mit Worten, Eigenschaften u.ä. zu belegen und diese Zuschreibungen dann für etwas den Phänomenen Inhärentes zu halten: Alles, was A ist, kann nicht Nicht-A sein. Indem ein Ding als A benannt wird, wird eine Trennung vollzogen zwischen dem Ding A und den Dingen Nicht-A. Nach buddhistischem Verständnis liegt hierin aber der Fehler, weil den Dingen weder die Zuschreibung zu eigen ist, noch existieren sie in einer solchen abgegrenzten Weise. Das Fehlen von inhärenter Eigenexistenz bedeutet, dass nichts aus eigener Kraft ins Dasein tritt und dass nichts in seinem Erscheinungsbild ud seiner Substanz unwandelbar ist.

Ein schönes Beispiel ist der Baum. Er besteht aus einer gewaltigen Anzahl Zellen, von denen manche die Rinde, andere das Holz, wieder andere die Wurzel und Blätter bilden. Fällt ein Blatt vom Baum, so betrachten wir die Zellen, die wir bis dahin dem Baum zugerechnet haben, als gesondertes Blatt, das auf den Boden fällt, wo es zwischen anderen Blättern verrottet und zur Nahrung für neue Blätter wird. Könnte unser Blick sehr subtile Zusammenhänger erfassen, dann würden wir einen ununterbrochenen Gas- und Stoffaustausch mit der Atmosphäre, der Erde und unzähligen Organismen erblicken. Wir nennen es einfach "Baum", aber in Wahrheit ist das Phänomen ein ungeheuer vielschichtiges Phänomen, das sich in steter Bewegung und stetem Austausch befindet. Wird aus der gesamten Kette, die zum Erscheinen des Phänomens führt, ein Faktor entfernt, so verschwindet auch das Phänomen. Daher ist es ohne Selbst = ist ihm die begrifflich-konzeptuelle Zuschreibung nicht inhärent. Jedes Phänomen oder physische Objekt kann auf so eine Weise analysiert werden.

Die buddhistischen Begriffe "Leerheit von inhärenter Eigenexistenz", "Nichtdualität" und "Nichtgetrenntheit" sind Ausdrücke für die wechselseitige Verbundenheit aller Phänomene in einem allumfassenden, ungeteilten, unteilbaren kausalen/konditionalen Netz. Und in diesem Netz befinden sich alle empfindenden Wesen, also auch der Mensch. Natürlich bilden die gegebenen Sinnes und Bewußtseinsfunktionen eines gesunden Individuums ein mehr oder weniger harmonisches Zusammenspiel. Dieses Zusammenspiel kann grammatisch als "Ich" benannt werden. Allerdings ist auch das menschliche Individuum ein komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren, wie der Baum. Das grammatische Subjekt ist ihm genauso wenig inhärent. Das Individuum ist genauso ein Phänomen wie alle anderen im allumfassenden, ungeteilten, unteilbaren kausalen/konditionalen Netz, d.h. es ist in sich leer von Zuschreibungen und ein offenes, im Austausch befindliches System. Der Bewutßseinszustand ist bedingt durch die gerade aktuellen Gedanken, Gefühle, Stimmungen, Wahrnehmungen, Ernährung, die inneren Elemente und Umwelteinflüsse. Durch diese Bedingtheit lassen sich zwar die Faktoren vorfinden (die ihrerseits ebenso bedingt snd), jedoch letztlich kein Ich. Das Ich ist eine grammatische Form und eine bedingte Gedankenform, jedoch kein auffindbares Ding und ebenso nichts von Dauer. Bestenfalls eine Art Organisationsmodus in einem Netz der Bedingtheiten.

Was bleibt bei dieser Art der Analyse, das ist die Feststellung, dass die Gesamtheit der Phänomene nicht nur leer, sondern auch rein ist. Und dass es wohl dynamisches Bewußtsein gibt, jedoch kein Dinghaftes Ichgebilde. Das dynamische Bewußtsein bildet das Zentrum des von ihm erlebten Universums, ist zentrale Gottheit, umgeben von tanzenden Gottheiten. Die Gedanken und Emotionen sind nurmehr Äußerungen von Energie, die jedoch aufgrund ihrer leeren Natur das Bewußtsein nicht länger konditionieren. Dies ist ein Erfahrungsmodus, der mit der tatsächlichen Erfahrung von Leerheit einhergeht.

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Zuletzt aktualisiert: 16. Dez, 01:05

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