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Über Garuda Nivasa
Garuda Nivasa bewegt sich mit seinen Themen sehr wohl im Rahmen der buddhistischen Philosophie, aber es steht für Offenheit und nicht für sektiererische Verengung. Bei Garuda Nivasa und dem Buddhismus allgemein handelt es sich nicht um irgendeine Sekte, die es nötig hat, sich feindselig abzugrenzen.
Nicht Aufzucht und Pflege eines selbstverliebten Egos, sondern Entfaltung von Potenzialen und Qualitäten zum Nutzen der unmittelbaren Gemeinschaft und aller empfindenden Wesen.
Nicht "Magie" als egozentrische Machtorientiertheit, sondern die Entwicklung von Mitgefühl und Handlungsfähigkeit, Weisheit und Methode durch Studium und Praxis der Dharma-Lehren.
Nicht die Suche nach dem, was trennt, abspaltet und vereinzelt, sondern die Konzentration auf das, was verbindet, und der Respekt vor den vielfältigen Möglichkeiten, dies zu beschreiben.
Das ist wofür Garuda Nivasa steht und das umreißt die hier vertretene Sicht auf den Dharma.
Was bedeutet Garuda Nivasa?
Garuda, der mythische Vogel des Hinduismus und Buddhismus, repräsentiert in der buddhistischen Überlieferung die ungehinderte Dynamik und Freiheit, das Mitgefühl und die Achtsamkeit eines Bewusstseins, das nicht durch Konzepte und Konventionen aller Art konditioniert ist. Der dauerhafte Aufenthaltsort (skt. Nivasa) des Garuda ist die Weite und Unbegrenztheit des Himmelsraumes. Thema ist hierbei eine offene, freie, mitfühlende, achtsame und dynamische Geisteshaltung als Grundlage einer intelligenten Lebensführung.
Intelligentes Leben?
Als Menschen werden wir dem intelligenten Leben zugerechnet. Dennoch sind viele unserer Verhaltensweisen individuell wie kollektiv oft ausgesprochen destruktiv, also dumm. Unsere schnelllebige und leistungsorientierte Gesellschaft stellt immer höhere Anforderungen an den einzelnen Menschen. Stress, Burnout und Depressionen sind nur einige der Symptome einer solchen Gesellschaft, die den Menschen und die Gemeinschaft aus dem Blick verliert. Die Werbung verspricht Glück durch immer mehr Konsum, narzisstische Abgrenzung, dualistisch wertende Abspaltung und sektiererische Verengung des Blicks auf die Welt. Doch Konsum und Narzissmus bewirken kein individuelles Glück und verschärfen die gesellschaftlichen Probleme nur.
Dem gegenüber strebt eine intelligente Lebensführung die Kultivierung von individuellem und kollektivem Glück an. Der Dalai Lama ist heutzutage besonders gefragt als Ratgeber auf dem Weg zu einem glücklichen Dasein. Als ersten Schritt auf dem Weg zum Glück nennt er das Lernen, durch das eine Vielfalt von Vorgehensweisen und Methoden erworben werden kann, mit deren Hilfe negative Geisteszustände wie Gier, Hass, Eifersucht und Zorn mit der Zeit überwunden werden können. Die Übung von Glück rückt somit ins Zentrum einer intelligenten Lebensführung, die sich nicht abhängig macht von Konsumgütern und wirtschaftlichen Gegebenheiten.
Garuda Nivasa
Garuda Nivasa und die Garuda Bhavan Praxisgruppe stehen in der Tradition der nicht-sektiererischen Rime-Bewegung und der nichtmonastischen Ngakpa-Tradition. Die verschiedenen Kursangebote umfassen, dieser Tradition und Philosophie folgend, nicht allein buddhistische Themen, sondern auch solche der allgemeinen Religionsgeschichte, der Ethnologie, Psychologie und Medizin. Sie sind überwiegend auf ein allgemeines Publikum ausgerichtet, unabhängig von Religion und Herkunft.
Die von Garuda Nivasa erwirtschafteten Gewinne dienen der Refinanzierung weiterer Veranstaltungen und dem Aufbau der verschiedenen Arbeitsfelder, im Sinne eines Social/Sustain Entrepreneurship. Sie alle folgen dem buddhistischen Wunsch, dass alle Wesen glücklich sein und niemals von den Ursachen des Glücks getrennt sein mögen.
Angebote, Themen, Arbeitsbereiche:
- Organisation und Durchführung von Lama-Besuchen in Göttingen: Authentische, verwirklichte Meister der alten Schule des tibetischen Buddhismus (Nyingma) erteilen vollständige Ermächtigungen und tiefgründige Anweisungen, mit denen sie ihre Schüler in die Lage versetzen, das Gelernte in die Praxis umzusetzen.
- Betreuung und Begleitung eines buddhistischen Arbeitskreises
- Begleitende und vertiefende Seminare zu verschiedenen Themen der buddhistischen Philosophie unter besonderer Berücksichtigung ihrer Anwendung in der alltäglichen Lebensführung
- Organisation von Lehrveranstaltungen und Vorträgen zu verschiedenen Themenbereichen der „intelligenten Lebensführung“ und Permakultur: Gesundheitspflege, Ernährungslehre, Gartenbau, interreligiöser und interkultureller Dialog u.ä.
- nicht konfessionsgebundene Weltanschauungsberatung
- Beratung/Lebenshilfe
- Trauer-/Sterbebegleitung
- Spiritual Coaching
- Kurse zu den Themen Meditation, Achtsamkeit und Entspannungstechniken
Über die Ngakpa-Tradition
Obgleich in der westlichen Vorstellung der tibetische Buddhismus vorwiegend mit Klöstern und rot gekleideten Mönchen assoziiert wird, gibt es doch neben dieser monastischen Tradition auch eine sehr starke und lebendige nicht-monastische Tradition des Buddhismus. Zwar finden bereits in den Pali-Texten weißgekleidete Laienpraktizierende Erwähnung, doch die spezifische Zweiteilung des Sanghas, wie sie im tibetischen Vajrayana tradiert ist, fällt in die Zeit des Zusammentreffens des Abtes Shantarakshita mit dem tantrischen Yogi Padmasambhava und dem Dharmakönig Trisong Detsen im 8. Jahrhundert. Seit dieser Zeit gibt es den monastisch orientierten Sangha mit geschorenem Kopf und roten Roben und den Sangha der Ngakpas.
Der Begriff „Ngakpa“ bezieht sich zunächst einmal auf den Gebrauch von Mantras. Männer, die Mantras praktizieren werden auf Sanskrit als Mantri bezeichnet, Frauen als Mantrini. Ähnlich im Yoga. Männliche Yogapraktizierende sind Yogis, weibliche Praktizierende sind Yoginis. Das tibetische Wort für Yoga lautet Naljor; nal bedeutet „Wahrheit“ im Sinne von etwas Ungekünsteltem, Ursprünglichem, etwas, das nicht-fabriziert ist, und jor bedeutet „erlangen“. Somit bedeutet Naljor, dass man die Wahrheit erlangt. Es handelt sich bei authentischem Yoga um eine spirituelle Praxis, die mit Energien arbeitet, und ist insofern von westlichem „Yoga“ zu unterscheiden, bei dem es sich eher eine Art Sport und Wellness-Übung handelt. Das tibetische Wort für Mantra lautet Ngag (sNgags), das bedeutet als Verb „rezitieren, singen“ und als Substantiv „Mantra“. Die männlichen Praktizierenden heißen Ngakpa (sNgaks-pa), die weiblichen Ngakma (sNgaks-ma).
Im Westen hat sich vor allem im Verlauf der letzten zwanzig Jahre ein bestimmtes Bild zu dieser Tradition etabliert. Es zeigt eine vorwiegend in weiße Roben gewandete Person, die mehr oder weniger die Rolle eines Zauberers spielt. Basierend auf dieser Vorstellung erscheinen seit ungefähr zehn Jahren immer mehr westliche „Ngakpas“, die sich einem geneigten Publikum gern in weiße Roben gehüllt, mit gefährlich starrender Miene und bunten Hüten präsentieren. Dieses Phänomen ist jedoch mit Vorsicht zu genießen: Eine prachtvolle Fassade ist kein Garant für einen entsprechenden Inhalt. Die eigentliche tibetische Tradition, die sich hinter diesem Begriff verbirgt, ist sehr viel komplexer und beinhaltet keineswegs immer eine deutliche Zur-Schau-Stellung.
Innerhalb Tibets gab es verschiedene Zentren dieser Tradition. Das erste große Ngakpa-Zentrum war Samye angegliedert, dem von Padmasambhava erbauten Kloster. Der Name dieses Zentrums war Ngakpa ´Du dul Ling, d.h. „Dämonen-Unterwerfungs-Kloster“. Hier durchliefen Ngakpas eine intensive Ausbildung und das Lehrprogramm umfasste Literatur, Übersetzung, Astrologie, Meteorologie, Landwirtschaft, Vajrayana-Studien und tantrische Praxis. Unter dem dritten Dharmakönig Tri Ralpa Chen erfuhr die Verbreitung dieser Tradition eine starke Unterstützung. Der König selbst war ebenfalls ein Ngakpa, wie auch aus seinem Namen ersichtlich ist: „Ralpa“ bedeutet Dreadlock und lange, bisweilen zu Dreadlocks verfilzte Haare sind ein häufiges Zeichen der „Berufswürde“ von Ngakpas.
Tatsächlich gibt es nicht nur eine Ngakpa-Tradition. Vielmehr haben die fünf großen spirituellen Traditionen je eigene Ngakpa-Traditionen mit je eigenen Bezeichnungen und unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten: So gibt es Bön-Ngakpas (Drangsong); in der Nyingma-Schule spricht man von Ngakpa/Ngakmo, Kyimngak (Haushälter) und Drongngak (Dorfngakpas), Terton (Schatzfinder) und Rigdzin (Wissenshalter) ); in der Kagyü-Schule werden folgende Kategorien unterschieden: Entsagende Ngakpas, Naljorpa/Naljorma (Yogis und Yoginis), Togdenpa; dann gibt es spezielle auf Chod spezialisierte Ngakpas, die entsprechend als Chodpa bezeichnet werden; es gibt auch besondere Familien-Traditionen oder Familien-Ngakpas, am bekanntesten sind hierbei die Sakyapas; schließlich gibt es sogar eine Ngakpa-Tradition der Gelugpas. Zudem gibt es auch verschiedene regionale Unterschiede.
Die ursprüngliche Bezeichnung für Ngakpas lautet „go kar chang lo de”, wörtlich “die Gemeinschaft mit weißer Kleidung und langem Haar” oder einfach “der weiße Sangha”. Die erste Ngakpa-Gruppe bildeten die 25 Hauptschüler des Meisters Padmasambhava, die von ihm persönlich bis zu einem sehr hohen Grad der Verwirklichung geschult wurden.
Hervorzuheben ist die lebenspraktische Ausrichtung dieser Tradition, die auf das Glück und den Nutzen aller Wesen im Allgemeinen und auf die menschliche Gemeinschaft im Besonderen hin ausgerichtet ist. Der spirituelle Pfad eines Ngakpas folgt dem Bodhisattva-Ideal, das eigene Potenzial zum Nutzen aller empfindenden Wesen zu entfalten. So erzählte mir ein befreundeter Ngakpa, der in Dharamsala einen Ngakpa-Tempel betreibt, dass sich seine Funktion innerhalb der Gemeinschaft mit der eines Sozialarbeiters vergleichen ließe. So dienen die Lehren und Methoden dieser Tradition der Schulung der Ngakpas und Ngakmas mit dem Ziel, positiv und nichtsektiererisch im Dienst der Gemeinschaft stehen zu können.
In diesem Rahmen sehe ich auch Garuda Nivasa: Shedra und praktische Schulung für die Praktizierenden zum Nutzen der Gemeinschaft, sowie Ratgeber und praktische Lebenshilfe für jeden, dem wir behilflich sein können. Dies begründet die Themenpalette, die neben buddhistischer Geschichte und Philosophie, tantrischen Lehren und Praktiken, Lama-Besuchen etc. auch Themen aus Medizin, allgemeiner Religionsgeschichte, den Kulturwissenschaften, der Ökologie, des interreligiösen Dialoges u.ä. umfasst - eben aus einer buddhistischen Perspektive.
Garuda Nivasa bewegt sich mit seinen Themen sehr wohl im Rahmen der buddhistischen Philosophie, aber es steht für Offenheit und nicht für sektiererische Verengung. Bei Garuda Nivasa und dem Buddhismus allgemein handelt es sich nicht um irgendeine Sekte, die es nötig hat, sich feindselig abzugrenzen.
Nicht Aufzucht und Pflege eines selbstverliebten Egos, sondern Entfaltung von Potenzialen und Qualitäten zum Nutzen der unmittelbaren Gemeinschaft und aller empfindenden Wesen.
Nicht "Magie" als egozentrische Machtorientiertheit, sondern die Entwicklung von Mitgefühl und Handlungsfähigkeit, Weisheit und Methode durch Studium und Praxis der Dharma-Lehren.
Nicht die Suche nach dem, was trennt, abspaltet und vereinzelt, sondern die Konzentration auf das, was verbindet, und der Respekt vor den vielfältigen Möglichkeiten, dies zu beschreiben.
Das ist wofür Garuda Nivasa steht und das umreißt die hier vertretene Sicht auf den Dharma.
Was bedeutet Garuda Nivasa?
Garuda, der mythische Vogel des Hinduismus und Buddhismus, repräsentiert in der buddhistischen Überlieferung die ungehinderte Dynamik und Freiheit, das Mitgefühl und die Achtsamkeit eines Bewusstseins, das nicht durch Konzepte und Konventionen aller Art konditioniert ist. Der dauerhafte Aufenthaltsort (skt. Nivasa) des Garuda ist die Weite und Unbegrenztheit des Himmelsraumes. Thema ist hierbei eine offene, freie, mitfühlende, achtsame und dynamische Geisteshaltung als Grundlage einer intelligenten Lebensführung.
Intelligentes Leben?
Als Menschen werden wir dem intelligenten Leben zugerechnet. Dennoch sind viele unserer Verhaltensweisen individuell wie kollektiv oft ausgesprochen destruktiv, also dumm. Unsere schnelllebige und leistungsorientierte Gesellschaft stellt immer höhere Anforderungen an den einzelnen Menschen. Stress, Burnout und Depressionen sind nur einige der Symptome einer solchen Gesellschaft, die den Menschen und die Gemeinschaft aus dem Blick verliert. Die Werbung verspricht Glück durch immer mehr Konsum, narzisstische Abgrenzung, dualistisch wertende Abspaltung und sektiererische Verengung des Blicks auf die Welt. Doch Konsum und Narzissmus bewirken kein individuelles Glück und verschärfen die gesellschaftlichen Probleme nur.
Dem gegenüber strebt eine intelligente Lebensführung die Kultivierung von individuellem und kollektivem Glück an. Der Dalai Lama ist heutzutage besonders gefragt als Ratgeber auf dem Weg zu einem glücklichen Dasein. Als ersten Schritt auf dem Weg zum Glück nennt er das Lernen, durch das eine Vielfalt von Vorgehensweisen und Methoden erworben werden kann, mit deren Hilfe negative Geisteszustände wie Gier, Hass, Eifersucht und Zorn mit der Zeit überwunden werden können. Die Übung von Glück rückt somit ins Zentrum einer intelligenten Lebensführung, die sich nicht abhängig macht von Konsumgütern und wirtschaftlichen Gegebenheiten.
Garuda Nivasa
Garuda Nivasa und die Garuda Bhavan Praxisgruppe stehen in der Tradition der nicht-sektiererischen Rime-Bewegung und der nichtmonastischen Ngakpa-Tradition. Die verschiedenen Kursangebote umfassen, dieser Tradition und Philosophie folgend, nicht allein buddhistische Themen, sondern auch solche der allgemeinen Religionsgeschichte, der Ethnologie, Psychologie und Medizin. Sie sind überwiegend auf ein allgemeines Publikum ausgerichtet, unabhängig von Religion und Herkunft.
Die von Garuda Nivasa erwirtschafteten Gewinne dienen der Refinanzierung weiterer Veranstaltungen und dem Aufbau der verschiedenen Arbeitsfelder, im Sinne eines Social/Sustain Entrepreneurship. Sie alle folgen dem buddhistischen Wunsch, dass alle Wesen glücklich sein und niemals von den Ursachen des Glücks getrennt sein mögen.
Angebote, Themen, Arbeitsbereiche:
- Organisation und Durchführung von Lama-Besuchen in Göttingen: Authentische, verwirklichte Meister der alten Schule des tibetischen Buddhismus (Nyingma) erteilen vollständige Ermächtigungen und tiefgründige Anweisungen, mit denen sie ihre Schüler in die Lage versetzen, das Gelernte in die Praxis umzusetzen.
- Betreuung und Begleitung eines buddhistischen Arbeitskreises
- Begleitende und vertiefende Seminare zu verschiedenen Themen der buddhistischen Philosophie unter besonderer Berücksichtigung ihrer Anwendung in der alltäglichen Lebensführung
- Organisation von Lehrveranstaltungen und Vorträgen zu verschiedenen Themenbereichen der „intelligenten Lebensführung“ und Permakultur: Gesundheitspflege, Ernährungslehre, Gartenbau, interreligiöser und interkultureller Dialog u.ä.
- nicht konfessionsgebundene Weltanschauungsberatung
- Beratung/Lebenshilfe
- Trauer-/Sterbebegleitung
- Spiritual Coaching
- Kurse zu den Themen Meditation, Achtsamkeit und Entspannungstechniken
Über die Ngakpa-Tradition
Obgleich in der westlichen Vorstellung der tibetische Buddhismus vorwiegend mit Klöstern und rot gekleideten Mönchen assoziiert wird, gibt es doch neben dieser monastischen Tradition auch eine sehr starke und lebendige nicht-monastische Tradition des Buddhismus. Zwar finden bereits in den Pali-Texten weißgekleidete Laienpraktizierende Erwähnung, doch die spezifische Zweiteilung des Sanghas, wie sie im tibetischen Vajrayana tradiert ist, fällt in die Zeit des Zusammentreffens des Abtes Shantarakshita mit dem tantrischen Yogi Padmasambhava und dem Dharmakönig Trisong Detsen im 8. Jahrhundert. Seit dieser Zeit gibt es den monastisch orientierten Sangha mit geschorenem Kopf und roten Roben und den Sangha der Ngakpas.
Der Begriff „Ngakpa“ bezieht sich zunächst einmal auf den Gebrauch von Mantras. Männer, die Mantras praktizieren werden auf Sanskrit als Mantri bezeichnet, Frauen als Mantrini. Ähnlich im Yoga. Männliche Yogapraktizierende sind Yogis, weibliche Praktizierende sind Yoginis. Das tibetische Wort für Yoga lautet Naljor; nal bedeutet „Wahrheit“ im Sinne von etwas Ungekünsteltem, Ursprünglichem, etwas, das nicht-fabriziert ist, und jor bedeutet „erlangen“. Somit bedeutet Naljor, dass man die Wahrheit erlangt. Es handelt sich bei authentischem Yoga um eine spirituelle Praxis, die mit Energien arbeitet, und ist insofern von westlichem „Yoga“ zu unterscheiden, bei dem es sich eher eine Art Sport und Wellness-Übung handelt. Das tibetische Wort für Mantra lautet Ngag (sNgags), das bedeutet als Verb „rezitieren, singen“ und als Substantiv „Mantra“. Die männlichen Praktizierenden heißen Ngakpa (sNgaks-pa), die weiblichen Ngakma (sNgaks-ma).
Im Westen hat sich vor allem im Verlauf der letzten zwanzig Jahre ein bestimmtes Bild zu dieser Tradition etabliert. Es zeigt eine vorwiegend in weiße Roben gewandete Person, die mehr oder weniger die Rolle eines Zauberers spielt. Basierend auf dieser Vorstellung erscheinen seit ungefähr zehn Jahren immer mehr westliche „Ngakpas“, die sich einem geneigten Publikum gern in weiße Roben gehüllt, mit gefährlich starrender Miene und bunten Hüten präsentieren. Dieses Phänomen ist jedoch mit Vorsicht zu genießen: Eine prachtvolle Fassade ist kein Garant für einen entsprechenden Inhalt. Die eigentliche tibetische Tradition, die sich hinter diesem Begriff verbirgt, ist sehr viel komplexer und beinhaltet keineswegs immer eine deutliche Zur-Schau-Stellung.
Innerhalb Tibets gab es verschiedene Zentren dieser Tradition. Das erste große Ngakpa-Zentrum war Samye angegliedert, dem von Padmasambhava erbauten Kloster. Der Name dieses Zentrums war Ngakpa ´Du dul Ling, d.h. „Dämonen-Unterwerfungs-Kloster“. Hier durchliefen Ngakpas eine intensive Ausbildung und das Lehrprogramm umfasste Literatur, Übersetzung, Astrologie, Meteorologie, Landwirtschaft, Vajrayana-Studien und tantrische Praxis. Unter dem dritten Dharmakönig Tri Ralpa Chen erfuhr die Verbreitung dieser Tradition eine starke Unterstützung. Der König selbst war ebenfalls ein Ngakpa, wie auch aus seinem Namen ersichtlich ist: „Ralpa“ bedeutet Dreadlock und lange, bisweilen zu Dreadlocks verfilzte Haare sind ein häufiges Zeichen der „Berufswürde“ von Ngakpas.
Tatsächlich gibt es nicht nur eine Ngakpa-Tradition. Vielmehr haben die fünf großen spirituellen Traditionen je eigene Ngakpa-Traditionen mit je eigenen Bezeichnungen und unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten: So gibt es Bön-Ngakpas (Drangsong); in der Nyingma-Schule spricht man von Ngakpa/Ngakmo, Kyimngak (Haushälter) und Drongngak (Dorfngakpas), Terton (Schatzfinder) und Rigdzin (Wissenshalter) ); in der Kagyü-Schule werden folgende Kategorien unterschieden: Entsagende Ngakpas, Naljorpa/Naljorma (Yogis und Yoginis), Togdenpa; dann gibt es spezielle auf Chod spezialisierte Ngakpas, die entsprechend als Chodpa bezeichnet werden; es gibt auch besondere Familien-Traditionen oder Familien-Ngakpas, am bekanntesten sind hierbei die Sakyapas; schließlich gibt es sogar eine Ngakpa-Tradition der Gelugpas. Zudem gibt es auch verschiedene regionale Unterschiede.
Die ursprüngliche Bezeichnung für Ngakpas lautet „go kar chang lo de”, wörtlich “die Gemeinschaft mit weißer Kleidung und langem Haar” oder einfach “der weiße Sangha”. Die erste Ngakpa-Gruppe bildeten die 25 Hauptschüler des Meisters Padmasambhava, die von ihm persönlich bis zu einem sehr hohen Grad der Verwirklichung geschult wurden.
Hervorzuheben ist die lebenspraktische Ausrichtung dieser Tradition, die auf das Glück und den Nutzen aller Wesen im Allgemeinen und auf die menschliche Gemeinschaft im Besonderen hin ausgerichtet ist. Der spirituelle Pfad eines Ngakpas folgt dem Bodhisattva-Ideal, das eigene Potenzial zum Nutzen aller empfindenden Wesen zu entfalten. So erzählte mir ein befreundeter Ngakpa, der in Dharamsala einen Ngakpa-Tempel betreibt, dass sich seine Funktion innerhalb der Gemeinschaft mit der eines Sozialarbeiters vergleichen ließe. So dienen die Lehren und Methoden dieser Tradition der Schulung der Ngakpas und Ngakmas mit dem Ziel, positiv und nichtsektiererisch im Dienst der Gemeinschaft stehen zu können.
In diesem Rahmen sehe ich auch Garuda Nivasa: Shedra und praktische Schulung für die Praktizierenden zum Nutzen der Gemeinschaft, sowie Ratgeber und praktische Lebenshilfe für jeden, dem wir behilflich sein können. Dies begründet die Themenpalette, die neben buddhistischer Geschichte und Philosophie, tantrischen Lehren und Praktiken, Lama-Besuchen etc. auch Themen aus Medizin, allgemeiner Religionsgeschichte, den Kulturwissenschaften, der Ökologie, des interreligiösen Dialoges u.ä. umfasst - eben aus einer buddhistischen Perspektive.
Uhanek - 29. Jul, 23:33